Astronomie - down under
Reisebericht, Teil 3
Nationalflagge Australiens

Die Wüste im Zentrum

Nun ist es Zeit, die Wüstengebiete im Zentrum Australiens zu erkunden. Auf Staub-, Schotter-, Sand- und Lehmpisten erreichen wir über den Oodnadatta Track (mehr oder weniger mit Route des Entdeckers John McDouall Stuart identische Piste) den größten Salzsee Australiens, den Lake Eyre, die "Stadt" William Creek (14 Einwohner, besteht aus einer Bar, einem angeschlossenen Hotel und zwei weiteren Gebäuden) und schließlich die Opalstadt Cooper Pedy (Opalfelder, unterirdische Bauten). Dabei kommen wir bei einem Salzsee mit dem interessanten Namen "Lake Cadibarrawirracanna" vorbei. Unsere Route führt uns als nächstes zum wohl bekanntesten "Stein" Australiens, dem Uluru (Ayers Rock), zu den Kata Tjuta (Olgas) und zum Kings Canyon (bizarre, weit über 200 m tiefe Sandsteinschlucht). Jetzt ist es wieder Zeit für ein astronomisches Ziel.

Meteoritenkrater im Zentrum

Auf teils sehr rauher Piste erreichen wir das Henbury-Kraterfeld. Über ein Areal von knapp 20 ha verstreuen sich hier 12 Krater, die ein Meteoritenregen vor 4700 km geschaffen hat. Der größte von ihnen hat einen Durchmesser von 180 m und ist 15 m tief, der kleinste mißt 6 m im Durchmesser bei einer Tiefe von wenigen cm. Leider hat die Verwitterung schon ziemlich zugeschlagen, so daß die Kraterränder schon ziemlich stumpf sind. Auch die Pflanzenwelt in und um die Krater trägt ihres dazu bei, daß der Eindruck nicht gerade überwältigend ist.

Eisenmeteorit (mittlerer Oktaedrit, IIIA) aus dem Henbury-Kraterfeld (Foto: Herbert Raab, Traun)

Der Meteoritenkrater Tnorula (Gosse Bluff) von außen gesehen An dieser Stelle sei auch schon der Meteoritenkrater Tnorula (Gosse Bluff) erwähnt, zu dem wir erst weiter unten kommen werden. Vor etwa 130 Mio. Jahren entstand dieser Krater durch den Einschlag eines Meteoriten. Auch hier nagte die Erosion unweigerlich am Gestein. Nur mehr der Rand des einst mächtigen Kraters kann noch gesehen werden.

Rund um Alice Springs

Über das Rainbow Valley, eine vor allem bei Sonnenuntergang herrlich anzusehende Sandsteinwand, erreichen wir die Wüstenmetropole Alice Springs, die dem Besucher jedoch nicht allzuviel zu bieten hat. Empfehlenswert sind lediglich Besichtigungen des Royal Flying Doctor Service (Fliegende Ärzte), der School of the Air (Unterricht über Funk) sowie der alten Telegrafenstation. Weiters machen wir noch einen Abstecher zum etwa 30 km nördlich vorbei führenden südlichen Wendekreis (astrologisch - pfui! - auch Wendekreis des Steinbocks genannt). Ein nettes Monument weist auf diesen astronomisch-geografischen Ort hin.

Die östliche und westliche Umgebung Alice Springs wird durch zahlreiche Gaps und Gorges (Schluchten, die Flüsse in die MacDonnell Ranges gefräst haben) geprägt. Südwestlich liegt der bereits weiter oben behandelte Meteoritenkrater Tnorula, das Palm Valley und der kleine Ort Hermannsburg (alte Missionsstation). Wir kehren nach Alice zurück, wo wir unseren Geländewagen zurückgeben und nach Perth, der Hauptstadt Westaustraliens fliegen. Dort angekommen, besorgen wir uns gleich ein Mietauto und fahren damit zum Perth Observatory, das etwa 25 km östlich von Perth in Bickley liegt.

Der Autor dieses Artikels am südlichen Wendekreis

Perth Observatory

Kuppel des Lowell-Perth Teleskops

Nach ca. 30 Minuten stehen wir vor dem Eingang. Wir hatten bereits von daheim aus, zwei Beobachtungsnächte mit dem für Gäste vorhandenen C 14 reserviert. Daher werden wir auch freundlich empfangen und sogleich zu "unserem" Teleskop gebracht. Bevor es dunkel wird, haben wir noch die Gelegenheit, einige andere Teleskope der Sternwarte zu besichtigen.

Die Beobachtungsprogramme der Profis werden größtenteils mit den beiden Hauptgeräten der Sternwarte durchgeführt, dem Lowell-Perth 61 cm Cassegrain (Hauptanwendungsgebiet: Fotometrie, Fotografie und CCD) und dem 33 cm Astrographic Refraktor (Kometen- und Asteroidenfotografie). Daneben gibt es auch noch den 41 cm University Reflektor (Deep Sky Fotografie), der von der Physikabteilung der Universität von Westaustralien errichtet wurde.

Der Lowell-Perth 61 cm Cassegrain

Das Observatorium wurde übrigens 1896 in der Nähe des King's Parks (heute beinahe inmitten von Perth) eröffnet. In den frühen 60er Jahren wurde die Lichtverschmutzung zu groß und man wanderte nach Bickley in der Darling Range aus.

Zwei burgenländische Hobby-Astronomen am C 14 der Sternwarte Perth In der Zwischenzeit ist es dunkel geworden und wir genießen den wundervollen Südhimmel. Dann richten wir das C 14 in den Himmel. Man kann sich vorstellen wie Kugelsternhaufen, die man bereits mit dem freien Auge sehen kann, in einem C 14 ausschauen. Bereits daheim gefertigte Listen, lassen uns kein Objekt vergessen. Fasziniert von diesen eindrucksvollen Objekten des Südhimmels verlassen wir am Morgen die Sternwarte und erholen uns von der anstrengenden Nacht.

Am Nachmittag spazieren wir durch Perth und kommen dabei auch am westaustralischen Museum vorbei. Im Erdgeschoß des Francis Street Buildings sind einige teils ziemlich große Meteorite ausgestellt. Am Abend sind wir wieder in der Sternwarte, wo wir die Nacht davor wiederholen bzw. fortsetzen. Am nächsten Tag beginnen wir dann unsere zweiwöchige Rundreise durch Westaustralien.

Schönheiten des Westens

Obwohl der Westen Australiens von vielen Touristen "übersehen" wird, bietet er nicht weniger als der vielbesuchte Osten. 250 km nördlich von Perth erreichen wir den Nambung National Park mit den bekannten Pinnacles, Tausende von bizarren, bis zu 5 m hohen Kalksteinsäulen, die aus dem Sandboden herauszuwachsen scheinen. Nach weiterer 450 km langer Fahrt in nördliche Richtung sind wir "schon" im nächsten Park, dem Kalbarri National Park, der sich durch eine tiefe Schlucht und spektakuläre Küstenformationen auszeichnet. Der nächste Halt ist wieder ein ziemliches Stück entfernt. Gute 320 km sind es bis zum Shell Beach, einem aus lauter Muscheln bestehenden, traumhaften Strand. Monkey Mia, das wir nach weiteren 80 km erreichen, ist der nördlichste Punkt, den wir in Westaustralien besuchen. Hauptattraktion dieses Ortes sind die halbzahmen Delphine, die hier regelmäßig zum Füttern an den Strand kommen. Mit etwas Glück kann man die Tiere sogar streicheln.

Nun geht's die gleiche Strecke wieder bis nach Perth zurück - ein nicht gerade lustiges Unterfangen, wenn man die Länge von 850 km berücksichtigt! Doch unsere Rundreise ist noch nicht zu Ende. Ca. 350 km östlich von Perth, nahe der Ortschaft Hyden erhebt sich ein ungewöhnlicher Felsen, der Wave Rock. Wie eine im Augenblick des Niederbrechens erstarrte Brandungswelle ragt dieser rund 200 m lange und stellenweise über 15 m hohe Granitfelsen aus einer mit niedrigen Buschwerk bewachsenen Ebene auf. Den Abschluß unseres Australienurlaubes bildet ein Abstecher an die Südwestküste. Rund 300 Höhlen reihen sich dort entlang der Cave Road an. Die bekanntesten Höhlen sind die Yallingup Caves, die Mammoth Caves, die Lake Caves (die schönsten) und die Jewel Cave, deren phantastische Stalaktiten und Stalagmiten zu den größten der Erde gehören.

Heimreise und Resümee

Ja, das war's! Es folgt nun nur mehr die Rückfahrt nach Perth, von wo es per Flugzeug über Sydney und Bangkok heim nach Österreich geht. Wir haben während der Australienreise einiges vom fünften Kontinent gesehen, jedoch bei weitem noch nicht alles. So fehlt vor allem die Insel Tasmanien und der Norden des Landes u.a. mit dem Great Barrier Reef (der Traum eines jeden Tauchers), dem Cape York, dem Kakadu National Park (Heimat von "Crocodile Dundee") und der Kimberly Region.

Astronomisch gesehen haben wir fast alles Sehenswerte besucht. Erwähnenswert wäre noch der ca. 50.000 Jahre alte Wolfe Creek Meteorite Crater, der mit einem Durchmesser von 854 m und einer Tiefe von 49 m zweitgrößte Meteoritenkrater der Erde. Er liegt im Norden von Westaustralien. In Brisbane, der Hauptstadt Queenslands befindet sich das Sir Thomas Brisbane Planetarium, das größte Australiens und im Südwesten Australiens dehnt sich das Nullarbor Plain aus, eine flache, riesige Tiefebene, die heute nach der Antarktis der ergiebigste Meteoritenfundort der Erde ist.

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