Astronomisches in Mexiko
Reisebericht, Teil 2
Nationalflagge Mexikos

Unser nächstes Ziel ist die etwa 50 km nordöstlich der Hauptstadt liegende Ruinenstätte Teotihuacán. Wegen der Symmetrie der gigantischen Anlage und ihrer einheitlichen Architektur gehört sie zu den eindrucksvollsten Ruinenstädten der Welt. Astronomisch interessant ist das größte Bauwerk dieser Stadt, die Sonnenpyramide. Diese 63 m hohe Pyramide (220 x 225 m Grundfläche) ist so angelegt, daß die Sonne am Tag der Sommersonnenwende genau gegenüber ihrer Frontseite untergeht.

Nach der Besichtigung dieser altindianischen Stadt und einer Übernachtung in einem Motel am nördlichen Rand von Mexiko-Stadt fahren wir ca. 620 km in Richtung Norden, wo wir auf die Stadt Zacatecas treffen. An der Plaza Hidalgo steht die prächtige Kathedrale, die von manchen als das perfekteste Beispiel für mexikanischen Churriguerismus angesehen wird. Nach weiteren rund 100 km Fahrt nach Norden gelangen wir wieder zu einem astronomischen Ort, nämlich dem nördlichen Wendekreis (auch Wendekreis des Krebses genannt). Bekanntlicherweise gibt es zwei, neben dem nördlichen auch noch den südlichen (oder den Wendekreis des Steinbocks). Diese Wendekreise sind die beiden Breitenkreise der Erdkugel, über denen die Sonne bei ihrem scheinbaren jährlichen Lauf am Himmel vom Äquator kommend quasi stehen bleibt, um sich anschließend wieder dem Äquator zu nähern, also "wendet". Ca. 150 km westlich von unserem Standpunkt befindet sich die Ruinenstätte von Chalchihuites, die vermutlich aufgrund astronomischer Berechungen an diese Stelle unmittelbar am Wendekreis angelegt wurde.

Nachdem wir nun auch dem Wendekreis einen Besuch abgestattet haben, fahren wir wieder zurück nach Mexiko-Stadt, wo wir sogleich den Flughafen aufsuchen und unseren Mietwagen auf den nicht gerade billigen Flughafen-Parkplatz stellen. Dort bleibt er nun fünf Tage, da wir mit dem nächsten Flugzeug auf die Halbinsel Yucatán fliegen. Etwas mehr als eine Flugstunde später landen wir in Mérida, der Hauptstadt des Bundesstaates Yucatán, wo wir gleich ein Auto mieten und ein Hotel für die kommende Nacht suchen. Unser Hotel liegt direkt im Zentrum - ein guter Ausgangspunkt also für einen Stadtrundgang (Plaza Mayor, Kathedrale, Casa Montejo, Regierungspalast). Nach einer erholsamen Nacht begeben wir uns auf der MEX 180 ostwärts und gelangen über die Stadt lzamal (Kloster, Pyramide) nach Chichén Itzá, eine der größten und am besten restaurierten archäologischen Stätten Mexikos. Von kurzen Unterbrechungen abgesehen war dieser Ort über 700 Jahre lang eine heilige Stätte der Maya und danach im 11. und 12. Jahrhundert politisches und religiöses Zentrum einer Renaissance des Maya-Reiches unter toltekischer Vorherrschaft.

Das dominierende und auch astronomisch sehr interessante Gebäude ist die Pyramide des Kukulkán. Zu den Tag- und Nachtgleichen wirft die Sonne am Nachmittag bis zum Untergang die Schattenlinie der Ecken der neun Pyramidenterrassen an die Nordwestmauer des Treppenaufgangs und erzeugt eine zu den an den unteren Enden der Treppen befindlichen Schlangenköpfen gleitende Linie, so daß der Eindruck entsteht, als krieche die große Schlange von der Spitze der Pyramide - Sinnbild des herabsteigenden Kukulkán, der die Saatzeit ankündigt bzw. die Regenzeit beendet. Vom astronomischen Standpunkt her gibt es sogar noch ein zweites erwähnenswertes Gebäude, nämlich das Schneckenhaus, das offenbar als Observatorium diente. Durch schmale Fensterschlitze dringen nur zweimal im Jahr die Sonnenstrahlen bis in das Zentrum des Baus - eine zuverlässige Art der Zeitbestimmung. Nach einer ausgedehnten Besichtigung der riesigen Ruinenstätte begeben wir uns in ein nahes Hotel, wo wir uns für den kommenden Tag ausruhen können.

Der nächste Tag beginnt mit einer etwa zweistündigen Fahrt nach Uxmal. Diese Ruinenstätte ist die bekannteste einer ganzen Gruppe von nahe beieinanderliegenden Orten, die auch unter dem Begriff Puuc-Region (benannt nach der Hügelkette Puuc) bekannt sind. Nach einem Rundgang durch die Ruinen von Uxmal besuchen wir auch noch drei weitere Orte dieser Region, und zwar Kabah, Sayil und Labná. Danach geht's wieder zurück nach Meridá, wo wir das Auto zurückgeben und nach einer weiteren Übernachtung wieder nach Mexiko-Stadt zurückfliegen.

Der erste Weg in der Hauptstadt führt uns zum Flughafen-Parkplatz, wo wir unser Auto abholen und eine nicht gerade geringe Parkgebühr bezahlen. Etwa zwei Stunden später, die wir irgendwo mitten in Mexiko-Stadt verbrachten (keiner weiß genau wo!), finden wir endlich die MEX 95, die uns zu dem etwa 170 km südlicher gelegenen Taxco bringt. Taxco liegt wunderschön an den Abhängen einer Gruppe von Hügeln und hinterläßt wegen der kleinen Plätze und verwinkelten Gassen bei uns einen hervorragenden Eindruck. Aus diesem Grund bleiben wir gleich zwei Tage dort. Damit kommen wir nun bereits zum letzten Ziel unserer Reise - Acapulco. Dort also wo unsere Rundreise begonnen hat, endet diese auch wieder. Wir geben unser Auto zurück und fliegen wieder heim nach Österreich.


Zentralbibliothek der Universität


Sonnenpyramide in Teotihuacan


Am nördlichen Wendekreis


Pyramide des Kukulkan in Chichen Itza während der Tag- und Nachtgleiche


Schneckenhaus bzw. Observatorium


Zwei Burgenländer in Mexiko